(eine philosophische Betrachtung)
Ich bin Heilpraktiker und beschäftige mich mit dem Thema geistige Heilung.(Awasas)
Die spanische Heilige Teresa von Avila (1515-1582) sagte :„Hätte ich früher erkannt [...] ,dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen.“ [1]
Die Wohnstatt der Seele beschreibt Teresa von Avila als einen „Palast“. Sie verweist hiermit auf das Schöne und spielt damit auf einen göttlichen Ursprung an [2]. Der „große König“ hingegen vermittelt zur weltlichen Macht. Er ist es, der das materielle Reich von Teresas irdischen Hülle regiert. Als guter König tut er dieses mit Güte und Weisheit, den Attribute eines guten Herrschers.
Im Bereich der Spontanheilung ist belastbare Lektüre kaum zu erhalten. Aus diesem Grund habe ich auf der Onlineplattform youtube [3] nach authentischen Berichten gesucht und folgende Schilderungen gefunden.
1. Fall: Eine Frau berichtet, dass nach jahrelangem Krebsleiden und einem Körper voll mit Metastasen ihr Arzt zu ihr sagt, dass morgen ihr letzter Tag sei. Die Frau reagierte mit Aufgabe des Lebenskampfes.
2. Fall: Ein Mann weiß, dass er wegen seiner Krankheit sterben wird und fragt in seiner Verzweiflung seine Seele über den Tod. Daraufhin erwidert diese, sie sei unsterblich. (Anm.: Der Dialog mit der Seele wurde von dem betroffenen Mann subjektiv als real wahrgenommen)
3. Fall: Eine Frau mit bösartigem Morbus Hodgkin erlebt bei einer Operation eine Nahtoderfahrung und kehrt danach wieder in Leben zurück.
In allen drei Fällen hatte sich in der Folgezeit eine Spontanheilung vollzogen.
Ich möchte im Folgenden das beschriebene Geschehen kurz auf dem Hintergrund einer Seelentheorie erörtern:
Die Frau aus dem ersten Fall beendete ihren Lebenskampf, nachdem sie das unausweichliche Ende vor Augen hatte. Hierdurch gab sie den von ihrem Ich kontrollierten Bereich auf und übergab sich der Resignation. In geistlichen Sinne bedeutet Resignation „Ergebung des eigenen Willens in den Willen Gottes“ [4]. Offensichtlich konnte sich der Heilprozess in der Frau erst wirkungsvoll entfalten, nachdem diese die Angst vorm Tod aufgegeben hatte. Im Buddhismus ist die Überwindung der Todesfurcht ein zentraler Wendepunkt auf dem Weg zur Erleuchtung. Dieser Wendepunkt wird erreicht, nachdem der Meditierende die Unzerstörbarkeit des Geistes erkannt hat.
In diesem Zusammenhang rückt der ersten Fall inhaltlich in die Nähe des zweiten Falls. Hier hat der Kranke ebenfalls von der Unsterblichkeit der Seele - für ihn wahrhaftig - erfahren. Es liegt also nahe zu glauben, dass das Wissen von der Unsterblichkeit der Seele Heilung bewirken kann.
Im dritten Fall schildert die Frau ihre Nahtoderfahrung, wie andere Menschen auch, als außerkörperlich und mit unbegrenzten Einsichten. Nicht nur konnte die Frau die nichtdingliche Natur ihres Wesens erfahren, ihr wurden auch die wahren Ursachen ihres Leidens bewusst. Im Buddismus nennt man diese Einsichtsebene den Wahrheitsraum (skt. dharmadhatu, tib. ch.ying) [5]. Dieser wird insbesondere während des Sterbeprozesses gegenwärtig.
Die spanische Heilige Teresa von Avila bedauert, den „großen König“ zu viel alleine gelassen zu haben. So tun es wohl auch heute überwiegend Menschen aufgeklärter, westlicher Gesellschaften. Sie tun dies, obwohl das moderne physikalische Weltbild, dem sie folgen, genügend Modelle (z.B. Quanten, Strings, virtuelle Teilchen) [6] anbietet für die Beschreibung einer nicht-dingliche Wirklichkeit. Vielleicht finden Glück, Gesundheit und Heilung mehr Einzug in unser Leben, wenn der „große König“ einfach mehr wahrgenommen wird.
„Willst du den Körper heilen, mußt du zuerst die Seele heilen.“ [7]
(Platon , Begründer der abendländischen Philosophie, 427 - 348 od. 347 v. Chr.)